Lernende im 3. Lehrjahr erzählen
Was es bedeutet, sich während einer Pandemie auf den Lehrabschluss zu konzentrieren, erfahren unsere Lernenden gerade unmittelbar. Welche Herausforderungen stellen sich einem? Wie umschifft man die Stolpersteine auf dem Weg zum Diplom am elegantesten? Welche Pläne gibt es für den weiteren Verlauf und worauf freuen sich unsere Lernenden besonders in der Zeit nach den Prüfungen? Einblicke in die aktuelle Situation gibt uns Philipp, welcher in ein paar Wochen seine Lehrzeit im Sonne Seehotel abschliesst.
Philipp, 17 Jahre, 3. Lehrjahr zum Koch
Es ist später Freitagnachmittag, als ich Philipp erreiche. „Ech chomme grad vom Schaffe“ meint er entspannt. Unter normalen Umständen würde er um diese Zeit wohl kaum Feierabend haben, sondern einmal quer durch die Speisekarte kochen, um die vielen sonnenhungrigen Gäste auf der Terrasse oder der Sonne Lounge zu verwöhnen. „Der Stress fehle ihm schon ein wenig“ meint er wehmütig. Bei solch tollem Frühlingswetter und erst Recht über Ostern hätte es nur so gebrummt in der Sonne Küche.
So heisst „Schaffe“ für Philipp aktuell, sich auf seine Lehrabschlussprüfung vorzubereiten. Die Grundreinigung in der Küche haben sie längst abgeschlossen. Die Zeit während des Lockdown nutzt Philipp nun, um sich von seinem Küchenchef Marcel Thoma Tipps zu holen und sich mittels Probekochen auf seinen Abschluss vorzubereiten. Er erklärt mir, dass die praktische Prüfung für angehende Köche dieses Jahr das Kochen eines 4-Gang Menüs statt eines 5-Gängers für 4 Personen beinhalte. Als Grundlage dient ein sogenannter Warenkorb. Das heisst, nur die in diesem Korb aufgeführten Nahrungsmittel darf Philipp für das Menü verwenden. Er ist dankbar, dass er die Vorbereitungen im Lehrbetrieb treffen kann. Einige seiner Kollegen hätten nicht so viel Glück, da deren Betriebe komplett geschlossen seien.
Die Abschlussprüfung ist auf den 18. Mai angesetzt. „Im Moment ist gar nichts klar“ meint Philipp ernüchternd und „es ist halt blöd“. Dass die schriftlichen und mündlichen Prüfungen abgesagt wurden, empfindet er als Geschenk. Obwohl er mit einem guten Gefühl angetreten wäre. Der bevorstehende Abschluss stellt für Philipp nicht nur das Ende seiner Lehrzeit dar, sondern auch den Beginn von etwas Neuem.
Philipp’s Eltern führen ebenfalls einen Gastbetrieb. Sein Vater ist Koch und seine Mutter kümmert sich im Service um die Gäste – eine klassische Aufteilung also. Als Zweitältester von 5 Kindern hat er schon früh seine Leidenschaft für die Gastronomie entdeckt. Und weil sein Vater diesen Sommer wegen eines gesundheitlichen Eingriffs mehrere Monate ausfallen wird, übernimmt Philipp kurzerhand das Zepter in der heimischen Küche.
Und was kommt danach? Bis er in die RS einberufen wird, möchte er gerne noch so viel Erfahrung wie möglich sammeln. Konkrete Betriebe oder Küchenchefs hat er aber noch nicht ins Auge gefasst „dafür sei es noch zu früh“. Bis vor dem Lockdown arbeitete Philipp als Saucier. Diese Aufgaben mag er sehr, aber auch für die Posten als Garde Manger (kalte Küche) und Patissier interessiert er sich. Wir sind also gespannt, wohin ihn sein Weg führen wird.
Auf jeden Fall wünschen wir Philipp eine erfolgreiche Abschlussprüfung, alles Gute für die kommenden Monate und viel Erfolg bei seiner verantwortungsvollen Aufgabe im elterlichen Betrieb. Der nächste Fixpunkt in seiner Agenda ist jedoch der 27. April. „Dann kann ich endlich wieder zum Coiffeur“.
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