Lernende im 3. Lehrjahr erzählen
Was es bedeutet, sich während einer Pandemie auf den Lehrabschluss zu konzentrieren, erfahren unsere Lernenden gerade unmittelbar. Welche Herausforderungen stellen sich einem? Wie umschifft man die Stolpersteine auf dem Weg zum Diplom am elegantesten? Welche Pläne gibt es für den weiteren Verlauf und worauf freuen sich unsere Lernenden besonders in der Zeit nach den Prüfungen? Einblicke in die aktuelle Situation bereitet uns heute Alessandro, welcher in ein paar Wochen seine Lehrzeit im Bad Ramsach Quellhotel abschliesst.
Alessandro, 20 Jahre, 3. Lehrjahr zum Hotel- und Kommunikationsfachmann
Es ist Punkt 13.30 Uhr als sich Alessandro meldet. Aktuell befindet er sich im Homeschooling-Modus. Seinen letzten Blockkurs absolviert er nicht im Schulhotel Regina in Interlaken, sondern Zuhause im Baselbiet.
Die vorletzte Schulwoche ist fast geschafft und Alessandro auch. „Es ist sehr anstrengend, nicht immer so motivierend und ein mega Stress“ meint er. Soeben hatte er eine Klassenchef-Sitzung. Ziel dieser regelmässigen Videokonferenzen ist, sich mit allen Klassenschefs sowie dem Schuldirektor über die aktuelle Situation auszutauschen und zu planen.
Sein Alltag hat sich komplett verändert und vieles musste er neu organisieren – auch sich selbst. Eine Woche nach dem Lockdown startete das Homeschooling. Entweder setzt er sich Zuhause vor den Laptop oder er fährt hoch aufs Ramsach ins Hotel. Dort lernt er zusammen mit zwei weiteren Lernenden – die vielen leerstehenden Seminarräumen bieten hierfür ideale Bedingungen. Der online Unterricht verläuft ähnlich wie im Schulhotel: es gibt einen Stundenplan, Aufgaben werden gestellt, Lehrer dozieren via Desktop und Prüfungen werden ebenfalls abgehalten. Es scheint, als wäre alles bestens aufgegleist.
Die grösste Erleichterung für Alessandro war, dass die mündlichen und schriftlichen Prüfungen vor einer Woche abgesagt wurden. Er befand sich mitten im Lernprozess als der Beschluss kommuniziert wurde. „Alle meine Sorgen bin ich los, quasi ein Glücksfall“ erzählt mir Alessandro mit einem erleichterten Lachen. Das bedeute für ihn weniger Stress und dass er sich nun 100 % auf die praktische Prüfung vorbereiten kann.
Während seiner Ausbildung war es Alessandro gewohnt, ständig im Gästekontakt zu stehen. Dieser fehlt ihm sehr. Umso mehr freut er sich, wenn er sich im Hotel mit den anderen Lernenden austauschen oder mit ihnen zum Einkaufen fahren kann. Mit Begeisterung erzählt er mir, dass der Koch Lernende jeweils am Mittag für alle kocht. Ab und zu dürfen sie auch Menüvorschläge unterbreiten, schreiben anschliessend die Einkaufsliste und fahren zusammen mit dem Gastgeber Hermann Mazotti nach Buckten zum Einkaufen. Ein bisschen Seelenbalsam für Alesssandro.
Auf die Frage, wie seine weiteren Pläne nach dem Lehrabschluss aussehen, wird es einen Moment ruhig in der Leitung. Sein grosser Traum sei, eine Barkeeper Ausbildung im Ausland zu machen. Er spricht von New York oder Miami. Eigentlich wollte er diesen Sommer seinen Traum verwirklichen. Die grosse Verunsicherung ist spürbar. Alessandro fängt sich schnell wieder. „Wenn ich es nicht diesen Sommer in Angriff nehmen kann, dann halt später; machen werde ich es auf jeden Fall“. Und so schwebt ihm vor, die Zeit nach der Lehre mit einer temporären Arbeit zu überbrücken um sein Schulgeld zu verdienen.
Es ist kurz vor 14 Uhr. Alessandro gibt mir zu verstehen, dass um 14 Uhr die letzten zwei Lektionen dieses Tages starten. Er habe grad noch eine mündliche Englischprüfung – hoppla. Well, thank you Alessandro for your time. I wish you all the very best, stay safe and hope to see you soon again.
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