Kuscheliger Tannenbaum

Mit einem Telefonat begann die Geschichte: Lieber Herr Keller, ich bestelle bei Ihnen eine Tanne. Sie muss 3 Meter hoch und kuschelig sein. Herr Keller antwortete:  ja sie meinen, eine mit vielen Ästen. Ja, genau so und sie muss den Eindruck erwecken, als wolle man sie umarmen..  OK, bringe ich Ihnen.

Eine Woche später ist es soweit. Herr Keller fährt vor die Lobby. Auf dem Anhänger liegt ein langes, in weisses Netz verpacktes, Ungetüm. Als ich den frisch geschnittenen Stamm begutachtete, merkte ich schnell, dass da eine ungewöhnliche Tanne lag. Könnt ihr euch die Spannung vorstellen, die ich verspürte, als er dann endlich das Netz aufschlitzte?

Es war die Überraschung! Eine Riesen-Kuschel-Nordmann-Tanne – 3 Meter hoch und umwerfend schön. Ich spürte in jenem Moment, dass sich da viel mehr in diesem Netz verbarg und ich über diesen Baum und überhaupt über dieses Business im Segment „Tannenbaum“ mehr wissen wollte.

Herr Keller und sein Assistent bekamen von unserem langjährigen und äusserst feinfühligen Hans, ohne meine Bestellung, einen Kaffee und dann machten sie es sich gemütlich auf dem einladenden Ledersofa neben mir. Sie waren irgendwie etwas verdattert, dass aus einer einfachen „Lieferung“ nun etwas Spezielles wurde. Sie sassen so da und waren erstaunt, dass ich mich nun noch mit Ihnen unterhalten wollte. Erst mal machten wir Dutzis und die Atmosphäre war perfekt für Urs und mich – er geriet richtig in Fahrt…

Lieber Urs, erzähl mir was über diese traumhaft schöne Kuschel-Tanne, wie alt ist sie? (hatte beim Anblick auf dem Anhänger keine Jahrringe bemerkt!)  Er hüpfte sportlich von seinem bequemen Sofa auf und zählte neben mir die Astreihen. Er meinte: 12-13 Jahre alt ist sie schon, das zählt man so…. und demonstrierte die Astreihenleiter. Auf meine nächste Frage, ob sie denn einfach so, ohne Hilfe in dieser Perfektion,  gewachsen sei, da meinte er: Nein schau – es gibt da Stellen bei den Zweigen, die muss ich immer wieder richtig zurückschneiden, das muss zeitlich genau in der richtigen Jahreszeit passieren. Damit beeinflusse ich den Wuchs.

OK, ich nahm das mal zur Kenntnis und liess ihn wieder zu seinem Kaffee zurück. Voller Freude über mein Kunstobjekt, welches ich nun schmücken durfte, begann ich meine Deko-Kiste zu sortieren.

Doch erst legte ihm Ricky, unser technischer Mitarbeiter, behutsam die ersten Lichterketten an. In der Zwischenzeit musste ich unbedingt meine nächste Frage stellen, denn darin ging es um das möglichst lange Erhalten dieser Tanne. Denn sie ist jetzt für unsere Gäste und Mitarbeiter der Mittelpunkt bis zum 6. Januar 2016.

Urs meinte: Schau, es ist schon richtig, dass ihr da täglich etwas Wasser reingiesst, doch in Wahrheit zieht er über seine Nadeln die Feuchtigkeit auf. He? Nadeln, Feuchtigkeit? Wie meinst du das genau, meinte ich. Sprühe ich da einfach wie bei einem Farn über die Blätter? Nein, schau das geht gar nicht, da kannst du noch lange sprühen. Du musst die Nadeln von der Unterseite her besprühen. Schau da – und er demonstrierte, was er genau meinte. Schon wieder was gelernt – wie schön. Und als ich dann noch wissen wollte, wie und von woher er sein Fachwissen hätte da meinte er:

Das kann man nicht lernen, das muss dir einer zeigen und beibringen.. Mein Vater hat es mir gezeigt und ich habe so grosse Freude an meinem Beruf . Es ist mir auch im Sommer nie langweilig, denn dann pflege ich die Hölzer. Sie sind wie Kinder…

Bei diesen Aussagen spürte ich die Leidenschaft zu seinem Beruf und ich freute mich noch mehr über diese prunkvollen Äste von unserem neu erworbenen Kuschelbaum.

Nach dem letzten Schluck meinte er stolz:

Weisst du Rhéane, für das Aussuchen dieser Tanne habe ich richtig lange gebraucht. Nun freue ich mich mit, dass sie dir so gut gefällt.

Damit war unser kurzes und spannendes, kleines Interview beendet. Jeder ging seinem TUN nach. Es war einfach ein anderes Schmücken, weil ich nun durch das Gespräch den wahren Wert erfahren habe. Der Wert, diesen Beruf zu lernen und vom Vater zu übernehmen und die Wertschätzung, dass Urs viel Zeit aufwendete, um uns die perfekte Kuscheltanne zu liefern. Danke Urs – hast eine Auszeichnung verdient!

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