Rainer erzählte gestern Abend in der Seerose BAR, dass er total begeistert sei und dass es ihn so richtig aufwühle und stolz mache, was ihm soeben beim Eintreten ins Restaurant Seerose begegnete. Es hänge ein Riesen-Leinwandfoto von der Hochzeit seiner Eltern im Entrée… er sei hin und weg.
Nach meiner vorsichtigen Anfrage, ob es denn für ihn immer noch ok sei, dass wir mit seinem damaligen Geschenk nun etwas, allen Gästen Zugängliches gemacht haben, war er nicht mehr zu bremsen und begann zu erzählen…
Seine Augen glänzten vor Freude und er war sichtlich gerührt… damals, kam er doch vor einigen Jahren mit seinem Vater zum Mittagslunch. Sein Vater wollte unbedingt, dass dieses Hochzeitsfoto mit den Frauen auf dem Steg, in die Hände von Felix Suhner kam. Er verband sein Anliegen, dieses Foto dem Felix zu bringen, mit einem schönen Sonntagsessen zu zweit. Er fühlte sich immer seiner verstorbenen Frau so nah, wenn er in die Seerose auf Besuch kam. Ich als Bloggerin, war damals mit meinem Arbeitsplatz am Empfang tätig und konnte mich in allen Einzelheiten an jenen Sonntagmittag erinnern. Der „Laden“ war knackevoll und Felix in einem der Säle an der Essensstation am „Filet de veau“ schneiden. Beide Herren wollten einen Moment bei mir warten und unterhielten sich mit mir. Während Rainer von jenem Mittag am erzählen war, lief bei mir wie ein Film ab. Damals war der Funken und die Liebe zu diesem Bild, aus der Liebesgeschichte von diesem alten Mann, in mein Herz gesprungen. Nur habe ich es irgendwie wieder etwas vergessen und es war nicht präsent, als es um die Wahl der Foto für das Eingangsbild ging. Erst jetzt kommt der eigentliche Wert dieser Liebesgeschichte richtig ins Bewusstsein. Wie unglaublich stark es zeigt, dass Gutes immer schwingen wird, egal wie alt eine wahre Begebenheit ist.
Rainer holte in der Zwischenzeit das Fotoalbum von seinen Eltern aus dem Auto, denn eigentlich hatte er mit Felix in der Seerose Bar abgemacht, weil er ihm das Album zeigen wollte. Sein Vater ist mittlerweile mit 88 Jahren auch gestorben und er will uns gerne Fotos zur Verfügung geben.
Doch zurück zu jenem Mittagslunch und zu dem, was der Vater bei der Übergabe von der Foto eigentlich mitteilte. Er meinte damals:
„Es ist mir ein Anliegen, dass unsere grosse Liebe und das einzigartige Fest mit dieser Kraft in der Seerose verewigt sei. Möge es allen sich Findenden Glück und Segen bringen.“
Dabei schaute er ganz verzückt drein und war stolz auf seinen Sohn Rainer. Mit diesen Worten im Ohr begleitete ich die beiden zum reservierten Tisch. Mit dem zurecht rücken vom Stuhl und den guten Wünschen für einen Happy-Lunch überliess ich die beiden ihrem Schicksal.
…und jetzt, so viele Jahre später ist die Geschichte präsenter denn je. Und unbewusst haben wir das kraftvolle Foto als neues Sujet für unseren Haupteingang und als Stimmungs- wie Gefühlsträger von dem, heute renovierten, „Seerose Classic“, genommen. Es stellt einen Sympathie- und Kraftträger aus vergangenen Zeiten dar – aus jener Zeit, wo die Frauen mit viel Stolz und Einsatz ihre Dienstleistung auf Heim und Hof vollbrachten. Eine Zeit, wo ein Fest mit viel Vorbereitung und Detailtreue gefeiert wurde. Rainer zeigte uns im Fotoalbum den ganzen Hochzeitstag. Da wurde insgesamt an vier verschiedenen Orten etwas gegessen und getrunken. Das Fest dauerte den ganzen Tag bis spät in die Nacht. Seine Mutter sei eine herzliche und warme Frau gewesen und hat viel geleistet. Zum Beispiel hat sie auch immer Pflegekinder mit aufgenommen, obwohl sie schon selber 6 Geschwister waren. Irgendwann sei dann noch eine Haushälterin mit Kindern dazu gekommen. Eine Freundin, die das erste Kind mit ihr im Spitalbett nebenan bekommen hatte. Ach ja, übrigens, sei diese Frau heute auch beerdigt worden, sie sei 100 geworden…
So viel Geschichte an einem Seerose BAR-Treff-Abend. Es war irrsinnig spannend. Als ich dann mal scheu nach dem ledigen Namen seiner Mutter fragt, da stellte sich heraus, dass ich eine Bekannte aus meiner Lehrzeit (Luxusgüter im Detailhandel) habe, dessen Mutter, die Schwester von Rainers Mutter ist. Die Aufregung wurde nun riesig und plötzlich sprach ich mit Rainer über eine Frau und dessen Familie, welche ich schon viele Jahre nicht mehr gesehen hatte. Mein Entschluss stand fest – ich ruf sie einfach an und erzähle ihr….. eben genau diese Geschichte. Ach und übrigens… Rainer & ich wussten beide, dass diese Freundin damals auch gerne in der Seerose geheiratet hätte, doch es hatte keinen Platz. Der Steg war schon besetzt… (Schmunzel). Das war vor ca. 25 Jahren, lange vor der Zeit, als ich meine Liebe und mein Leben in der Seerose angepackt habe. Ach übrigens, auch für uns diente der Seerosensteg als Kulisse mancher Hochzeitsfoto….
Dieses Bild zeugt von seiner tiefen Kraft! Danke herzlich lieber Rainer für den Einblick in das Leben von deinen Eltern. Möge dir eure Geschichte ebenfalls viel Glück und Segen bringen.
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