«Wo bleibt unser Nachwuchs?»

Täusche ich mich, oder besteht an meinem geliebten Kochberuf heute noch weniger Interesse als früher, als es gar hiess: Wer nichts wird, wird Wirt? Doch warum kommt man denn heute beim Fernsehschauen kaum um Shows herum, in denen Pfannen geschwenkt, opulente Torten verziert oder angeregt über die optimale Ernährung diskutiert wird? Feines Essen, Sternerestaurants und schöne Weine sind sprichwörtlich in aller Munde. Deshalb stellen sich mir die Fragen: Wo bleibt der Nachwuchs für unsere Hotellerie und Gastronomie? Fehlt heute wirklich das Interesse an unseren Berufsgattungen?

Heute predigt man den Kids hier wie dort Individualismus pur. Sei du selbst! Hör auf dein Herz! Mach was, das dir Spass bereitet! Dann, kaum haben die Sprösslinge Berufspläne geschmiedet, folgt die vordergründig harmlose Frage – insbesondere für Berufe in der Hotellerie und Gastronomie: Bist du sicher, dass du das willst? Du wirst viele Freunde verlieren. Da musst du auch am Wochenende arbeiten wenn alle frei haben. Und schon wissen die Jugendlichen nicht mehr, wo oben und unten ist. Als ob ihr Leben während der Pubertät nicht schon kompliziert genug wäre. Werden eigentlich Ärzten, Polizisten, ÖV-Mitarbeitenden mit ähnlichen Arbeitszeiten auch solche Fragen gestellt?

Der Beruf als Passion


Ich persönlich könnte mir nichts anderes mehr vorstellen als meinen Kochberuf. Es macht riesig Spass, in einem kreativen Umfeld zu arbeiten, früh Verantwortung zu übernehmen und die Gäste mit gutem Essen zu verwöhnen. Meine Arbeit jedenfalls wird geschätzt. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass unser Nachwuchsproblem kaum daran liegt, dass es heute keine tollen, jungen Menschen mehr gibt. Ist hier nicht viel eher ein soziales Problem der Ursprung des Übels? Sind es vielleicht die Löhne, welche bei uns etwas niedriger ausfallen als in anderen Branchen? Ist der soziale Status ein Negativaspekt? Das Cliché des cholerischen Küchenchefs vielleicht? Oder doch die Eltern und Lehrer, welche der Jugend weiterführende Schulen empfehlen, statt einer Berufslehre? «Mach doch zersch mols Gymi» wurde auch mir geraten. Glücklich ist doch grundsätzlich der, der im Beruf seine Passion findet. Mich haben die flexiblen Arbeitszeiten jedenfalls nie abgeschreckt, meine Freunde sind geblieben. Doch auch nach 19 Jahren im Kochgewerbe werde ich immer noch gefragt, ob es mir nichts ausmacht, bis spätabends zu arbeiten? Nein, lautet meine deutliche Antwort. Denn: Jeder ist nur sich selbst Rechenschaft schuldig. Klingt exzentrisch? Kaum, denn ich zwinge meine Lebensweise ja niemandem auf. Tatsache ist: Nach einer erfolgreich abgeschlossenen Berufslehre in der Hotellerie und Gastronomie stehen einem heute alle Türen offen. Man kann die Berufsmatura nachholen und später sogar studieren. Oder sich an einer bekannten Schweizer Hotelfachschule den Feinschliff holen. Unsere Branche bietet viele Perspektiven. Informieren Sie sich – ob jung oder alt – doch bitte mal darüber. In all unseren Betrieben schaffen wir Erinnerungen, machen Menschen glücklich – und ja, wir bilden sämtliche Gastroberufe aus.

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